SPD-Antrag "Modellregion Wasserstofftechnologie" erfolgreich
von Jürgen Hestler
"Eigenlob stinkt. Sagt man. Deshalb will ich hier und heute auch nicht auf die Vaterschaft der SPD-Fraktion für das Baby, das wir heute auf die Welt bringen wollen, pochen. Und auf den Hinweis verzichten, dass der eigentliche Zeugungsakt der 10.11. 2019 war. An diesem Tag ist der SPD-Antrag ‚Modellregion für Wasserstofftechnologie‘ eingebracht worden. Wobei ich einräume, dass die Mutter in jenen Tagen auch mit der Stadt Waiblingen rumgemacht hat.
Ich will stattdessen die Mutter loben. Sie hat in nur acht Monaten einen Wonneproppen ausgetragen. Das Baby ‚Modellregion Wasserstofftechnologie‘ ist ganz nach unserem Geschmack geraten. Seine DNA weist jene Merkmale auf, die für eine Marktaktivierung der Brennstoffzellentechnologie hilfreich sind. Oder um es in der Terminologie der für heute vorbereiteten Geburtsurkunde auszudrücken, unser Baby wird wohl HyPerformer, HyStarter und HyExperte zugleich.
Wenn die designierte Patentante, die Metropolregion Rhein-Neckar mitmacht, kann unser Baby eine Ausbildungsbeihilfe vom Bund erwarten. Mit anderen Worten, wenn der Rems-Murr-Kreis zusammen mit der Stadt Waiblingen eine Hy-Erzeugungsanlage und eine Hy-Tankstelle errichtet, gibt’s drei Millionen und für eine Hy-Buslinie nochmals was drauf. Dann sind wir Hy-Performer. Bei der Mama Rems-Murr blieben dann noch rund 1 Million pro Jahr. Bis das Baby 17 ist. Dies ist zu stemmen. Auch wenn die Fallhöhe größer werden sollte. Notfalls muss man dann halt auf irgendwas anderes verzichten.
Hy-Anlage, Hy-Tank und Hy-Bus bilden die eine DNA-Kette. Es kommt noch eine zweite dazu. Das Hy-Wiesel. Dabei sind wir aber noch Hy-Starter. Also noch in der Überlegungsphase. Der grüne Landesverkehrsminister ist da schon weiter. Er hat unlängst den Ausbau der Bahnstrecke von Schorndorf nach Welzheim an die oberste Stelle der Reaktivierung von Nebenstrecken im Lande gesetzt. Er wird sicherlich das grün-schwarze Füllhorn über unser Baby ausschütten.
Die beiden DNA-Ketten Hy-Tank und Hy-Wiesel gehören zusammen wie die Henne und das Ei. Sie bilden einen DNA-Strang. Denn Marktaktivierung bei der Hy-Technologie kann nur gelingen, wenn die öffentliche Hand in finanzielle Vorleistung geht. So wie damals beim 100 000-Dächer-Programm. Heute rechnet sich das. Und der ökologische Fußabdruck freut sich.
Ich war nie gut in Chemie. Ein Versuch ist mir aber in Erinnerung geblieben. Es ist die berühmte Knallgasprobe. Die Tatsache, dass man das Urelement Wasser mit Hilfe der Sonne in seine Bestandteile zerlegen und bei der Wiedervereinigung der Teile Energie erzeugen kann und dabei als Abfallprodukt wieder das Ursprungsprodukt übrig bleibt, hat mich ein Leben lang fasziniert. Dies hat eine ganz eigene Erotik.
Ich bin begeistert, dass jetzt an der Gewerblichen Schule in Backnang eine Lernwerkstatt entstehen wird, in der die technische Umsetzung und Anwendung dieses Phänomens zum Thema gemacht wird. Auch bei dieser DNA-Kette muss ich die Mama, also den Landrat, loben.
Sie (also er) hat noch vor Weihnachten einfach bei der Gewerblichen Schule in Backnang angefragt, ob der SPD-Antrag auf Einrichtung einer ‚Lernwerkstatt Wasserstofftechnologie‘ Aussicht auf Erfolg habe. Die Schule hat daraufhin ihre Kapazitäten geprüft, die Köpfe zusammengesteckt, sich Rat und Hilfe bei der Landesforschungsanstalt ZSW eingeholt und dann einfach ja gesagt. Toll. Die GWS in Backnang wird vielleicht schon Ende des Jahres eine HyExpert-Einrichtung. Ein Highlight in der Bildungslandschaft des Kreises. Eine solche Lernwerkstatt wird ein Bildungsangebot quer über bisherige Qualifikationsprofile schaffen. Wird neues Lernen möglich machen. Wer weiß, vielleicht entstehen dabei neue Berufsfelder: der HyMechatroniker oder der HyFermentator, der dann aus Neuschöntaler Biogas direkt Wasserstoff erzeugt. Dies müssen wir allerdings unserem Baby noch beibringen.
Auf jeden Fall wird die Lernwerkstatt die Forschergene der jungen Generation aktivieren. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Lernfabrik ein Zentrum für lebenslanges Lernen wird. Dies wäre dann ein attraktives Angebot für mittelständische Unternehmen, die sich keine eigenen Weiterbildungsangebote leisten können oder wollen. Und dafür gerne Geld rüberwachsen lassen.
Unser Baby wird uns noch viel Freude machen und kann sich glücklich schätzen, so viele Väter und so viel wohlwollende Verwandtschaft zu haben. Ist nie schlecht, für den Fall dass man mal Geld braucht.
So lange Fahrzeuge nicht mit einem Solar-Panel auf dem Dach oder einem Windrad am Heck oder einer Biovergärungsanlage im Kofferraum fahren, brauchen wir Hy als Speichermedium. So oder so ähnlich würde Hermann Scheer es in seiner Glückwunschmail an uns formulieren.
Mein übernächstes Auto wird ein Hy-Auto sein. Zum Tanken fahr ich dann nach Waiblingen oder nach Backnang ans Berufsschulzentrum. Dies ist seit heute ein Stück wahrscheinlicher geworden."