Bildungsaufbruch im BIZE
von Jürgen Hestler
Bildung
Aus der Backnanger Kreiszeitung v. 18.5.07: Ein Flickenteppich von Modellen und Projekten Weissach im Tal - Unter dem Motto "Bessere Bildung für alle! Bildungsaufbruch in Baden-Württemberg" wurde von der SPD-Landtagsfraktion ein neues umfangreiches Konzept verabschiedet. Über Leitideen und Reformschritte informierte der bildungspolitische Sprecher Dr. Frank Mentrup Vertreter verschiedener Schularten, Eltern und Schüler sowie ArbeitsVermittler im Bildungszentrum Weissacher Tal. Zu einem Fachgespräch über das neue bildungspolitische Konzept hatte der Kreisverband der SPD geladen.
Bei der Kampagne "Bildungsaufbruch" soll gezielt der Dialog mit den von der Bildungspolitik Betroffenen vor Ort hergestellt werden, um die Reformschritte zu diskutieren und weiterzuentwickeln, so SPD-Kreis vor sitzender Jürgen Hestler, selbst Lehrer in Murrhardt. Die Bildungspolitik in Baden-Württemberg bleibt unter ihren Möglichkeiten, kritisierte Mentrup. Es existiert ein Flickenteppich von Projekten und Modellen, aber es gibt keine flächendeckenden Lösungen. Nur die Kinder an Modellstandorten profitieren von den einzelnen Konzepten, wie etwa dem Projekt "Schulreifes Kind." Der Referent wies darauf hin, dass 30 Prozent der Kinder bei der Einschulung die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, darunter nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund. Sprachförderung müsse im frühkindlichen Alter und für alle zugänglich beginnen. Eine frühe Auslese müsse als Voraussetzung gerechter Lebenschancen verhindert werden.
Integration heißt ein Stichwort des bildungspolitischen Konzepts. Jeder muss gleiche Chancen haben, unabhängig von Herkunft Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer oder individueller Beeinträchtigung. Egal ob es sich um Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund handelt, das Bildungssystem muss: zu ihrer Integration beitragen. Mentrup kritisierte, dass der Übergang in weiterführende Schulen nach der vierten Grundschulklasse zu früh sei. Längeres gemeinsames Lernen sei sinnvoll. Schwächere können so mitgezogen werden. Er plädierte für eine gemeinsame Schulzeit bis zur zehnten Klasse, wobei der einzelne Schüler stärker individuell gefördert und gefordert werden sollte. Eine Reform der Schulstrukturen sei dringend nötig. Weitere Themen waren der zu erwartende Schülerrückgang in den nächsten Jahren und die Erhaltung der Grund- und Hauptschulstandorte. Das Bildungsangebot müsse wohnortnah erhalten werden. Da die Grundsteine für lebenslange Bildungsprozesse in den Familien gelegt werden, sollten Eltern stärker einbezogen werden.
Ziel ist es daher, die Kooperation von Bildungseinrichtungen und Eltern zu einer wirkungsvollen Erziehungs- und Bildungspartnerschaft weiterzuentwickeln. Im Anschluss an den Vortrag trugen Vertreter der Schulen und Arbeitsvermittler Erfahrungen aus ihrer Praxis bei und gaben selbst Anregungen. Ziel der Fachgespräche ist es, ein Kommunikationsnetzwerk aufzubauen. Es sollen Reformschritte entwickelt werden, die vor Ort passen und dauerhaft zu gleichen Bildungschancen und besserer Bildung für alle führen.